Fliegerclub Eichstätt e.V.

 

1960
Heimarbeit für den Fliegerclub

Der Verein beschließt, ein Motorflugzeug vom Typ "Emeraude" mit 90 PS Contimotor zu bauen. Für dieses kleine, heute noch sehr schöne Flugzeug, können die Pläne und die Nachbaulizenz erworben werden. In der Fliegerwerkstätte findet sich ein gutes Team zusammen und beginnt mit der Arbeit.
Willi Meister, Karl Kölle sen. und Sigi Holmer sind bei den Holzarbeiten, Meyerle Viktor als Flugzeugschweißer und Josef Schels bei den Metallarbeiten federführend. Die kleineren Teile, wie z.B. die Rippen, werden teilweise in Heimarbeit bei Familie Kölle und Hans Schmid in der Pfahlstraße gefertigt. "Mutter Resi" ist nicht immer begeistert, wenn neben der Wäsche auch Rippen zum Trocknen des Leims über dem Ofen aufgehängt werden. Als ein Meisterstück dieses Flugzeuges zeichnet sich der Hauptholm aus, den Willi Meister in seiner Zimmerei nahezu alleine baut.
Beim Zusammenbau des Flügels stellt sich dann heraus, daß die Fliegerwerkstatt viel zu klein ist. Kurz entschlossen nimmt man eine Säge zur Hand und schneidet an der Nordseite der Werkstätte eine Öffnung von 2x3m in die Seitenwand, baut einen Kasten darüber, und der Flügel kann hinein- bzw. herausragen. Die Arbeit am Flugzeug kann sofort weitergehen.

1961
Die Emeraude sieht schon wie ein Flugzeug aus

Endlich ist es so weit. Der Rohbau der Emeraude ist fertiggestellt.
Die selbst gebaute K3 wird verkauft, da die erwarteten Flugleistungen mit nur 10m Spannweite bei weitem nicht erreicht wurden. Im August findet eine Flugwoche in Eichstätt statt, an der wieder viele Piloten mit ihren Flugzeugen aus ganz Bayern teilnehmen. Hier wird auch die Idee geboren, einmal einen Wettbewerb zu starten, um die Flugleistungen besser vergleichen zu können. Die Pläne für das nächste Jahr beginnen zu reifen.

1962
Vergleichswettbewerb "Donau-Altmühl"

Die Idee eines Wettbewerbs wird in die Tat umgesetzt und so findet im Mai der erste Segelflugwettbewerb in Eichstätt statt, der sog. "Donau-Altmühl-Wettbewerb". Als Organisator dieses Wettbewerbs zeichnet sich Walter Römer aus, der auch in Zukunft immer ein Motor für die Leistungsfliegerei sein wird. Es kommen Teilnehmer aus Neuburg, Augsburg, Memmingen, München, Kehlheim, Ingolstadt und Coburg, so daß ganz Bayern vertreten ist (Bayerische Segelflugmeisterschaften gibt es derzeit noch nicht). Es sind 14 Piloten am Start mit den besten Flugzeugen die es momentan gibt: dies sind die Typen K8, L-Spatz und K7. Mit dem Motorflugzeug "Fieseler Storch", Baujahr 1942 aus München, wird erstmalig für diesen Wettbewerb eine größeren Anzahl an F-Schlepps in Eichstätt durchgeführt. Nach einer Woche erfolgreichem Fliegen wird der Wettbewerb mit einem zünftigen und feuchten Kameradschaftsabend im "Karpfen" abgeschlossen. Am darauffolgenden Tag, Sonntag den 26. Mai 1962, ist der "Tag des Herrn". Die Thermik und einige Piloten sind nicht mehr zu bremsen. Es starten fünf der Wettbewerbsteilnehmer zum Zielflug nach Mühlhausen in Frankreich. Von dieser Auslandstour mit über 310 km kommen sie erst nach zwei Tagen mit ihren Rückholmannschaften wieder zurück.

Wettbewerb
Viktor Meyerle und Walter Römer mit drei Wettbewerbsteilnehmern nach der Landung in Mühlhausen
Nachdem in den fünfziger Jahren schon öfters verschiedene Mitglieder ihren Urlaub am Flugplatz in Unterwössen verbrachten, fährt heuer erstmals eine größere Gruppe des Vereins mit den Vereinsflugzeugen nach Reutte in Tirol. Davon sind alle so begeistert, daß dies für die nächsten Jahre zur Tradition wird.

Eines Tages ist es dann soweit, die ersten Rollversuche mit der Emeraude werden durchgeführt, danach auch gleich der erste Start und alles funktioniert bestens.
Im Juli findet die Flugzeugtaufe der Emeraude CP 301 mit viel Prominenz am Flugplatz vor der Halle statt. Oberbürgermeister Dr. Hans Hutter tauft das Flugzeug auf den Namen "Stadt Eichstätt" und Dompfarrer Herr Scherb gibt den kirchlichen Segen. Anwesend sind auch der Vizepräsident des Bayerischen Luftsportverbandes, der Oberkommissar der Bereitschaftspolizei und Stadträte aller Fraktionen. Viele Ehrengäste nutzen diesen Tag zu Rundflügen über Eichstätt.
Im August gehen Walter Römer und seine Tochter Waltraud mit dem neuen Flugzeug auf große Reise. Sie starten zum Direktflug von Eichstätt nach Hamburg. Die Flugzeit beträgt vier Stunden und zehn Minuten. Wegen einbrechender Dunkelheit fliegen sie am Rückweg nur bis Kassel, übernachten dort und legen den Rest bis Eichstätt am nächsten Tag zurück.

1963
Ein Erfolgswettbewerb wird fortgesetzt

Der Verein kauft in der Schottenau ein Grundstück von der Stadt Eichstätt und errichtet umgehend eine große Werkstätte als Massivbau.
Im Mai findet wieder der "Donau-Altmühl-Segelflugwettbewerb" in Eichstätt statt, bei dem 15 Teilnehmer starten. Als Schleppmaschinen werden eine "Do 27" der Bundeswehr und eine "Klemm " aus München eingesetzt. Nachdem die ersten Wettbewerbstage kein gutes Wetter zeigen, wird mit den ersten Sonnenstrahlen ein freier Streckenflug nach Wien ausgeschrieben. Nach rund fünf Stunden Flug zwingt ein örtliches Gewitter hinter Linz die Piloten zur Landung. Nach einer Woche Wettbewerb erringt das Team Ottmar Schmidt und Viktor Meyerle mit dem "L-Spatz" den ersten Platz. Im Juni nimmt Walter Römer an der ersten Bayerischen Segelflugmeisterschaft in Roth teil.

1964
Elektronik und Hightech für die Segelflieger

Die Flugzeuge werden mit Funkgeräten ausgerüstet und in der Flugleitung eine Bodenstation eingerichtet. Die Variometer für Spatz und Ka8 erhalten Mc-Cready Ringe. Mit diesen "Hightech-Geräten" sind die Flugzeuge bestens ausgerüstet, damit auch zukünftig bei Wettbewerben die Eichstätter Piloten mit den anderen Spitzenpiloten mithalten können.
Der Landeplatz Eichstätt wird für Flugzeuge bis 2000kg und für den Hubschrauberbetrieb zugelassen. Jetzt können auch größere Schleppmaschinen in Eichstätt starten und landen.
Immer wenn wieder Geld in der Kasse ist, wird ein neues Flugzeug gekauft. In diesem Jahr ist es eine K8B. Das Flugzeug wird auf den Namen "Lissy" getauft.
Bei der Mittelfränkischen Meisterschaft im Juni in Eichstätt wird die K8 gleich eingesetzt und am Ende des Wettbewerbs steht folgende Plazierung fest:
1. Walter Plödt aus Lauf (K6), 2. Viktor Meyerle aus Eichstätt (K8), 3. Ottmar Schmidt aus Eichstätt (L-Spatz).

1965
Der Bayerische Meister kommt aus Eichstätt

Eichstätter Piloten nehmen wieder an der Bayerischen Meisterschaft in Roth teil und Ottmar Schmidt wird Bayerischer Meister mit dem L-Spatz des Vereins.

Durch einen Anbau erhält die Werkstätte in der Schottenau zusätzlich einen Unterrichtsraum.Neben der Flugzeughalle auf der Waschette wird ein Anbau errichtet, der als Flugleitung- und Aufenthaltsraum dient. Zu einem harmonischen Vereinsleben gehört auch die Geselligkeit. Deshalb werden dort bei passender Gelegenheit fröhliche Feste gefeiert.
Ob natürlich in diesem Neubau auch so schöne Feste gefeiert werden wie in der alten Werkstätte, Anfang der sechziger Jahre, das weiß niemand, nicht einmal die, welche dort feierten.
Bayerischer Meister
Das Team aus Eichstätt mit den Piloten Ottmar Schmidt (2.v.l.) und Viktor Meyerle (2.v.r.) und der Mannschaft Josef Pfahler, Gerhard Pachowsky sen., Horst Kapfer, Kölle Karl sen. und Willi Schua

1966
Trotz schlechtem Wetter viel geflogen

Obwohl das Wetter in diesem Jahr an den Wochenenden nicht berauschend ist, absolvieren die Piloten mehr Starts und Flugstunden als im vorigen Jahr. Mit den clubeigenen Flugzeugen werden 916 Starts und 516 Stunden geflogen. Da es jetzt für die Segelflugwettbewerbe schon bessere Flugzeuge gibt, entscheidet man, von der Flugzeugbaufirma Scheibe eine gebrauchte SF 27 zu kaufen.

1967
Willi Meister legt Vorsitz nieder

Bei der Jahreshauptversammlung im Januar legt der langjährige erste Vorsitzende Willi Meister auf eigenen Wunsch sein Amt nieder. Sein Wunsch wird mit Bedauern von den Mitgliedern respektiert und bei den Neuwahlen folgende Vorstandschaft gewählt:

1. Vorsitzender: Gerhard Pachowsky sen.
2. Vorsitzender und Kassier: Viktor Meyerle
Schriftführer: Arno Jägle
Beisitzer: Karl Kölle sen. und Alfred Kössler
Segelflugreferent: Ottmar Schmidt
Motorflugreferent: Josef Schels
Modellflugreferent: Sigi Holmer

Mit dieser Mannschaft kommt neuer Schwung in den Verein und es finden viele Aktivitäten statt. Der "Deutschlandflug" fliegt nach Eichstätt und trotz regnerischen Wetters kommen alle Motorflugzeuge heil an. Zu der bestehenden Startbahn werden eine Rollbahn nördlich und eine Segelflugstartbahn südlich der bestehenden Hauptbahn angelegt. In die Winde wird ein BMW Motor V8 mit einer Leistung von 120 PS eingebaut. Der alte GMC Motor schaffte gerade mal 90 PS. Die Beitragszahlung erfolgt nun bargeldlos per Bankeinzug.
Da es die finanzielle Situation jetzt zuläßt, schafft der Verein eine K6E im Rohbau von der Fa. Schleicher an. Das Flugzeug wird mit Balsa-Spachtel gespachtelt und dann viel, sehr viel geschliffen. Die Oberfläche der Flügel ist so glatt, daß sie einen Vergleich mit den Kunststoffseglern nicht scheuen muß. Das selbstgebaute "Baby" aus den früheren Jahren hat ausgedient und wird nach Burghausen verkauft. Darüber ist Michael Hoedt sehr traurig, da er bis zum Schluß der treueste Baby-Pilot ist und sozusagen sein Privatflugzeug verliert.

Artur Ballnath, ein Mann der ersten Stunde, wird zu seinem 80. Geburtstag als erstes Mitglied des Fliegerclub Eichstätt zum Ehrenmitglied und Ehrenwerkstattleiter ernannt.
Er war nicht nur Gründungsmitglied sondern in den ersten Jahren beim Bau von Baby und K3 der verantwortliche Werkstattleiter im Verein. Ihm ist es auch zu verdanken, daß der Verein sofort nach Freigabe des Segelflugs einen flugfähigen SG 38 hatte.

1968
Die Winterarbeit hat sich gelohnt

Die K6E ist nach 1113 Stunden in fleißiger Winterarbeit fertiggestellt und die Taufe findet auf dem Flugplatz statt. Nach dem kirchlichen Segen gibt Frl. Roswitha Hirsch, Tochter von Josef Hirsch aus Egweil, das Segelflugzeug mit dem Namen "Roswitha" endgültig für die Fliegerei frei. Es ahnt noch keiner, daß sich diese K6E zu einem der beliebtesten Flugzeuge im Verein entwickeln wird. Der Hochleistungssegler zählt bei einem Gleitwinkel von 1:33 zu den modernsten und besten Seglern der Standardklasse.

Flugzeutaufe In dieser Flugsaison werden erstmals über 1000 Schulstarts auf dem Bergfalken II (Mü 13E) geflogen. Um die Zukunft des Vereins zu sichern, erwirbt man das Grundstück, auf dem die Flugzeughalle steht, eine Fläche von 6100 m² zum Preis von DM 4500,-DM. Der Fliegerclub Eichstätt erhält vom Luftfahrt-Bundesamt die Zulassung als "amtlicher Reparaturbetrieb für die Instandsetzung sowie für Grundüberholungen von Motorflugzeugen".

1969
Mit dem L-Spatz nach Tirol

Da der Verein jetzt eine amtliche Zulassung besitzt, werden im Winter 68/69 die "Emeraude" und der "Bergfalke" generalüberholt.
In Eichstätt findet die Mittelfränkische Meisterschaft statt (es ist noch vor der Gebietsreform und wir gehören noch zu Mittelfranken). Viktor Meyerle ist Wettbewerbsleiter.
Vom Fliegerclub Eichstätt nehmen sechs Piloten an dieser Meisterschaft teil. Dies sind Hans Schmid, Walter Römer, Josef Schels, Willi Schua, Horst Kapfer und Ottmar Schmidt. Walter Römer belegt dabei den zweiten Platz und Hans Schmid erringt die Bronzemedaille.
Wie schon viele Jahre zuvor, so fahren auch dieses Jahr wieder einige Vereinsmitglieder nach Reutte in Tirol. Heuer sind es gleich 17 Mitglieder, die mit Kind und Kegel zwölf Tage Urlaubsfliegen in Reutte erleben möchten. Zahlreiche Streckenflüge werden erfolgreich beendet und Walter Römer fliegt sogar nach Aign in der Steiermark und wieder zurück. Horst Kapfer bleibt in Eichstätt, hält es aber nach einigen Tagen nicht mehr aus und fliegt mit dem L-Spatz nach Reutte, um die Kameraden zu besuchen.
Im Herbst sind wieder Werkstattarbeiten angesagt und Hans Schmid legt die Werkstattleiterprüfung ab. Er ist jetzt neben Karl Kölle der zweite Werkstattleiter im Verein. Arno Jägle und Michael Hoedt erwerben die Fallschirmpacker-Lizenz.